Presse

Camillo-Michele-Gloria-Preis - GVS-Förderung Junge Künstler

GVS-Förderpreis für junge Künstler geht an Samantha Bohatsch

Samantha Bohatsch ist Preisträgerin des Camillo-Michele-Gloria-Preis – GVS-Förderung Junge Künstler 2011. Den Preis überreichen Dott. Scipione Chialà, Sprecher der Geschäftsführung der GasVersorgung Süddeutschland (links) und Dr. Martin Konermann, Sprecher der Geschäftsführung der GVS Netz.

Samantha Bohatsch ist Preisträgerin des Camillo-Michele-Gloria-Preis – GVS-Förderung Junge Künstler 2011. Den Preis überreichen Dott. Scipione Chialà, Sprecher der Geschäftsführung der GasVersorgung Süddeutschland (links) und Dr. Martin Konermann, Sprecher der Geschäftsführung der GVS Netz.

1. Platz: Samantha Bohatsch / Virginia

1. Platz: Samantha Bohatsch / Virginia

2. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (A)

2. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (A)

. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (B)

. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (B)

2. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (C)

2. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (C)

2. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (D)

2. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (D)

. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (E)

. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (E)

. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (F)

. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (F)

2. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (H)

2. Platz: Manuela A. Beck / relatio II (H)

Anerkennung: Julia Isabell Herbrik

Anerkennung: Julia Isabell Herbrik

Anerkennung: Fabian Hübner

Anerkennung: Fabian Hübner

Anerkennung: Fabian Hübner

Anerkennung: Fabian Hübner

Anerkennung: Fabian Hübner

Anerkennung: Fabian Hübner

Stuttgart/Karlsruhe: Samantha Bohatsch ist Preisträgerin des „Camillo-Michele-Gloria-Preis – GVS-Förderung Junge Künstler 2011“. Zwei zweite Plätze vergab die Jury an Manuela Beck und Helen Feifel. Anerkennungen erhielten Corinna von der Groeben, Julia Isabell Herbrik und Fabian Hübner für ihre Werke. Insgesamt ist der Förderpreis der GasVersorgung Süddeutschland (GVS), Stuttgart, mit 15.000 Euro dotiert und wird bereits seit 2005 ausgelobt. Die Ausschreibung richtet sich an alle Absolventen und Studierende im Hauptstudium der Staatlichen Akademien der Bildenden Künste von Baden-Württemberg. Schirmherrin des Camillo-Michele-Gloria-Preises ist Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Vom 17. November bis 14. Dezember sind die Arbeiten in der GVS-Hauptverwaltung, Am Wallgraben 135 in Stuttgart ausgestellt.

„Im Rahmen unseres breit gefächerten sozialen, sportlichen und kulturellen Engagement fördern wir seit 2005 mit diesem Preis junge, Nachwuchskünstler, die das Potenzial haben eine neue Epoche mit zu prägen“, betonte Dott. Scipione Chialà, Sprecher der GVS-Geschäftsführung, bei der Preisverleihung.

„Aus Sicht der beiden Akademien der Bildenden Künste in Karlsruhe und Stuttgart ist der Förderpreis zu einer bewährten wie begehrten Einrichtung geworden, die uns jedes Jahr Freude bereitet“, verdeutlichen die beiden Rektoren Prof. Erwin Gross und  Petra von Olschowski. „Die jungen Künstler erfahren durch die Auszeichnung und die damit verbundene Anerkennung eine wirkungsvolle Förderung, die wir überaus schätzen.“

Andenken an Camillo Michele Gloria

Im Gedenken an den im Juli 2009 im Alter von 56 Jahren verstorbenen Dott.-Ing. Camillo Michele Gloria hat die GVS ihren Kunstförderpreis umbenannt. Der ehemalige Executive Vice President von International Markets Eni G&P und Mitglied des GVS-Aufsichtsrates war einer der Wegbereiter der Partnerschaft zwischen den Gesellschaftern der GVS, EnBW und Eni.

Begründung der Jury Preisträger 2011

1. Preis - Samantha Bohatsch, „Virginia“

Den ersten Preis hat die Jury einstimmig an die Arbeit „Virginia“ von Samantha Bohatsch vergeben. Diese Arbeit besteht – zumindest so wie sie uns hier begegnet – aus diversen, kompakt auf dem Boden arrangierten Elementen. Wir sehen ein Bündel sorgsam mit weißen Seidenbändern verschnürte Stoffballen, die auf einem Packpapier liegen. Auf dem Bündel wurden zwei offene Schachteln abgestellt, in denen zum einen ein Text und zum anderen ein Notizzettel sowie drei übermalte Fotokopien historischer Gemälde untergebracht sind.

Das Arrangement wirkt auf den ersten Blick wie die zusammengeschobenen Einzelteile einer Installation oder die Requisiten eines Bühnenstücks, die es noch weiter auszupacken und an ihren eigentlichen Bestimmungsort zu bringen gilt.

Erst der beigefügte stichwortartige Text, der uns auf eine imaginäre Reise mitnimmt, bei der uns all die genannten Dinge wiederbegegnen, scheint dem Ganzen Sinn zu verleihen. Doch worum handelt es sich hierbei: um das Drehbuch zu einem Film, der in einem herrschaftlichen Haus spielt? Oder haben wir es mit den Notizen zu einem Ausstellungsbesuch zu tun, mit der Beschreibung dessen, wie die Objekte dieses Kunstwerks einst zu besichtigen waren?

Die drei Fotokopien, die hintereinander in einer der Schachteln liegen, beziehen sich auf Gemälde des 15. und 16. Jahrhunderts, wie etwa Rogier van der Weydens berühmtes „Bildnis einer jungen Frau“. Konkret handelt es sich um die Porträts von zwei Frauen und einem Kind, von denen jeweils nur die kostbaren und zugleich den Körper stark einschnürenden Kleider zu sehen sind; denn die Gesichter, Hände und Hintergründe wurden mit weißer Farbe übermalt. Die Muster der verschiedenen Kleider erinnern zugleich an die der Stoffballen, auf denen die Bilder abgestellt wurden.

Auf einem kleinen Zettel wird schließlich darauf hingewiesen, dass zu dieser Arbeit auch ein Stein gehört, der jedoch entwendet wurde und somit nicht mehr gezeigt werden kann.

Haben wir es hier schlussendlich mit einem unfertigen, halb ausgepackten und zudem nicht mehr ganz vollständigen Werk zu tun?

Die Künstlerin hat sich jedoch bewusst für genau diese Art und Weise der Präsentation ihres Werkes entschieden. Hält sie uns zum Narren? Ist die Jury, die dieser Arbeit ausgerechnet den ersten Preis verliehen hat, einer Scharlatanerie oder einem Missverständnis auf den Leim gegangen?

Tatsächlich hat uns die formale wie erzählerische Offenheit dieser Arbeit überzeugt: das heißt die vielen Möglichkeiten und Denkbarkeiten, sich ihr anzunähern, sie gedanklich „auszupacken“ und zu „entfalten.“ So gibt uns die Künstlerin eine Reihe von Indizien und Spuren an die Hand, die wir, einem Detektiv, Autor oder Regisseur gleich, in die eine oder andere Richtung auslegen könnten. Sei als eine Geschichte über einengende Konventionen – und den Ausbruch aus diesen –, die uns von den Adelsdamen der Renaissance über die Schriftstellerin Virginia Woolf bis zur heutigen Zeit führen könnte. Oder sei es als die Geschichte, die uns das Kunstwerk über sich selbst und seine verschiedenen möglichen Daseinsformen erzählt. Auch die Geschichte über einen entwendeten Stein wäre denkbar. Die poetische Kraft und Sprengkraft dieser Arbeit liegt in dem, was sie zeigt, was sie nicht zeigt und was sie zeigen könnte.

2. Preise -  Manuela A. Beck, relatio II, und Helen Feifel, Ohne Titel

Die Jury der GVS Förderung vergibt den 2. Preis in diesem Jahr an zwei Künstlerinnen, deren künstlerischen Herangehensweisen gleichermaßen überzeugten. Den zweiten Preis haben wir an die Künstlerin Manuela Beck, insbesondere für ihre Arbeit „relatio II“ vergeben. In 23 kleinen mit hoher Präzision angefertigten Radierungen führt uns die Künstlerin in merkwürdige Räume und Szenarien, als handle es sich um die Drehbuchskizzen für einen Film. Die verschiedenen Einzelbilder nähern sich den Räumen, Objekten und Handlungen aus unterschiedlichsten Perspektiven. Sie geben Einblick in Situationen und verstellen diesen zugleich. Eine Frau klemmt eine Schachtel unter ihrem Arm ein. Die Seite eins Buches wird umgeblättert. Blätter liegen auf dem Boden, jemand inspiziert diese … Die einzelnen Bilder lassen sich auch formal – mal sind sie flächig aufgefasst, dann wieder von malerischer Plastizität –  nicht zu einem kohärenten Ganzen, zu einer linearen Geschichte zusammenfügen. Stattdessen schaffen sie Raum für Spekulationen und Vermutungen, erzeugen eine poetisch verdichtete und zugleich offene Dramaturgie. Neben der konzeptuellen Haltung hat uns die formale Umsetzung dieser Arbeit, insbesondere die Bandbereite mit der das Medium der Radierung hier ausgelotet wurde, überzeugt.

Helen Feifel arbeitet mit Keramik, Zeichnungen und Stoffen. In ihren Arbeiten geht es um Fragen der Wahrnehmung und um die schmale Grenze zwischen Fiktion und Realität. Beide Arbeiten der Künstlerin werden ausgezeichnet und wurden von der Jury in einem direkten Zusammenhang zueinander gesehen. Seit einiger Zeit schafft die Künstlerin Skulpturen aus Bruchstücken von zerschlagenem Glas und Porzellan. Teller, Tassen und Vasen werden zu neuen Objekten zusammengesetzt, die in ihren Formensprachen noch eine gewisse Anlehnung an Gebrauchsgegenstände wie Vasen oder Krüge assoziieren, ihrer Funktionalität aber nun vollkommen beraubt sind und zur Kunst erhoben werden. Wacklig stehen die Skulpturen auf ihren Podesten und spielen mit der Frage nach Balance, Fragilität und Bestand. Einer der ausgestellten Vasen liegt die Form einer real existierenden Vase aus der Qing-Dynastie in China zugrunde, deren Form noch erahnbar, aber durch die zahlreichen Risse und Brüche ihrer Einzelstücke merkwürdig verschoben ist. So sind Feifels Skulpturen auch auf eine eigentümliche Weise in sich bewegt, wie ein verwackeltes Fernsehbild, dessen Grundschemen zwar noch erahnbar sind, sich aber immer wieder neu verzerren. Auch ihre Zeichnungen befragen diese Wahrnehmung von Realität. Zunächst wirken Feifels Zeichnungen eher abstrakt-ornamental. Erst beim genauer Betrachtung fügen sich die kleinteiligen Formen – wie die Bruchstücke der Vasen – zu neuen Figurationen und Situationen zusammen. In der hier ausgestellten Zeichnung erkennt man einen Baum, der aber auch gleichzeitig ein Kostüm – bestehend aus Kleid und Strumpfhose – sein könnte. Im Augenblick vermeintlicher Erkenntnis bricht sich das Bild schon wieder in neue Teile und Richtungen. Und so schafft die Künstlerin mit ihren Skulpturen und Zeichnungen eine ganz eigene Welt, die sich zwar an die Realität anlehnt, diese aber immer wieder aufsplittert, um neue Möglichkeiten und Erfahrungen zu eröffnen. Dafür möchte die Jury der Künstlerin den 2. Preis verleihen.

Anerkennungen 2001

Corinna von der Groeben

Eine Anerkennung erhält Corinne von der Groeben für ihre fotografische Dokumentation „Friseurläden in Karlsruhe“ .Von der Groeben interessieren die räumlichen Gestaltungen und ephemeren Architekturen, die uns in unserem Alltag begegnen und die sie in ihren fotografischen Serien festhält. Dabei richtet sich ihr Blick zumeist auf die verschiedenen Ausprägungen einer Event- und Spektakelkultur, wie sie sich etwa beispielhaft in den plakativen Gestaltungen deutscher Jahrmärkte wiederfinden. Die Künstlerin wählt in ihren Fotografien spezifische Ausschnitte, die nicht nur das bunte Treiben auf dem Festplatz, sondern auch die urbane Tristesse der sie umgebenen Landschaften einfängt. Bei den „Friseurläden in Karlsruhe“ konzentrierte sich von der Groeben auf verschiedene Interieurs von Friseurläden der Stadt. Die fotografische Serie ist eine regelrechte Sozialstudie dieses Gewerbes, die nicht nur viel über die Selbstdarstellung des Geschäfts, sondern auch über dessen Zielgruppe aussagt. In von der Groebens Auswahl finden sich ein gediegener holzvertäfelte Raum neben  bewusst minimalen Unterstatements, überbordende Waschbecken in privatraumähnlicher Atmosphäre neben designerhaft überzeichneten Wand- und Regalgestaltungen, poppig aufgeladene Spiegelformen neben einem orientalisch angehauchten Etablissement. Die Künstlerin fotografiert die Läden dabei ohne Menschen, so dass das Interieur mit all seinen Details in den Vordergrund tritt. Gleichzeitig strahlt diese Leere wieder eine gewisse Verlassenheit aus: Es ist der etwas triste Moment in Räumen, in denen sich in der Regel eine bunte Geschäftigkeit regt, in denen aber auch das Diktat einer Gestaltung herrscht, die jeden Besuch beim Frisör zum Event stilisiert.

In Corinna von der Groebens Fotografien verbindet sich der dokumentarischer Ansatz mit einem Gespür für Momente und Details, die eine andere Wahrheit offen legen, als auf den ersten Blick erkennbar. Dafür möchte die Jury die Künstlerin lobend erwähnen.

Julia Isabell Herbrik

Für ihre beim GVS Förderpreis eingereichten Arbeiten „Ätna“ und „o.T“ spricht die Jury der Künstlerin Julia Isabell Herbrik eine Anerkennung aus. Die beiden Arbeiten stehen in einer engen Beziehung zueinander und entstammen einer neuen Werkreihe, in der Herbrik alte Bücher zu Wandobjekten verarbeitet. Sie trennt Seiten heraus oder scheidet tief in den Inhalt des Buches, um mit diesen Versatzstücken neue Bilder und Formen zu generieren. Der literarische Inhalt tritt somit in den Hintergrund, verliert seine ursprüngliche Funktion und wird stattdessen dreidimensional und objekthaft. So schafft die Künstlerin für diese Serie auch eine neue Kategorie und bezeichnet ihre Technik als „Buchobjekte“. Tiefe und Größe der Objekte richten sich nach dem literarischen Ausgangsobjekt und wirken wie ein Raum, der aus dem ursprünglichen Buch regelrecht herausgekerbt wurde, um anschließend neuen Farben und Formen einen Platz zu bieten, in denen sich noch vereinzelte Text- und Bildfragmente aus den Ausgangsbüchern wiederfinden. Bei „Ätna“ bleiben die eingeschnitten Buchseiten als weißer Berg bestehen und ein blau angerissener Papierfetzen assoziiert den Rauch des Vulkans. In der unbetitelten Arbeit ist eine Berglandschaft zu sehen, diesmal nicht aus abstrakten Formen zusammengesetzt, sondern als deutlich erkennbare schwarz-weiß Fotografie, die die Künstlerin aber auf die Seite kippt und durch ein setzkastenartiges Raster in verschiedene Kompartimente unterteilt.

Herbriks künstlerischer Ansatz hat die Jury in seiner Stringenz und Eigenständigkeit überzeugt. Ihre Arbeiten unterwandern die klassischen Formatgrenzen der Kunst und kreieren neuen Denk- und Gestaltungsräume.

Fabian Hübner

Eine weitere Anerkennung vergibt die Jury außerdem an Fabian Hübners vierteilige Serie „Ohne Titel“. In vier absurden Szenarien begegnen wir drei Figuren und einem tisch- oder podestartigen Objekt, das vor einer nicht näher zu bestimmenden Landschaft und hinter einem Vorhang auftaucht. Während der Kopf der einen Figur durch eine blaue Kugel ersetzt wurde, ist der Kopf der Anderen von einer Papiertüte bedeckt.  Bei der dritten Figur handelt es sich schließlich um eine von Holzlatten abgestützte Paneele, deren realistisch herausgearbeiteter Kopf im Widerspruch zum restlichen „Körper“ steht. Die vier Szenarien, die keinerlei Bezug zum Außen herstellen, scheinen dem Hier und Jetzt entrückt zu sein, eher dem Traum als der Wirklichkeit anzugehören. Ein sonderbares Bilderrätsel, das sich nicht auflösen lässt.  Die Jury hat die Spannung, die Hübners vier kleinformatige Gemälde zwischen Witz und Unheimlichen, zwischen dem Angedeuteten und dem Abwegigen herstellen, überzeugt.

Jurymitglieder 2011

Anja Casser,

Direktorin des Badischen Kunstvereins Karlsruhe

Iris Dressler,

Direktorin des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart

Christian Marquart,

Chefredakteur und Herausgeber der Zeitschrift KULTUR, Stuttgart

Rainer Wehr,

Galerist, Stuttgart

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